Wie lauten die Regeln der Sendung?

Die Höhle der Löwen bedeutet Showtime für gute Ideen. Wer sich für die Höhle der Löwen bewirbt und zur Aufzeichnung eingeladen wird, bekommt die Möglichkeit, seine Geschäftsidee vor fünf der bekanntesten millionenschweren Investoren Deutschlands zu pitchen. Damit das gut geht und möglichst in einem Deal endet, sollte jedoch das Regelwerk der Sendung beachtet werden. Wer regelmäßig zuschaut, hat die Regeln bereits intuitiv verinnerlicht. Trotzdem wird es viele Zuschauer überraschen, dass diese sogar offiziell niedergeschrieben wurden und sich nach den internationalen Vorbildern des Sendeformats richten. Im Nachfolgenden eine transkribierte und kommentierte Version der Regeln:


Zu den Höhle der Löwen FAQ-Fragen


1. Der Gründer legt die Konditionen des Angebots fest.

Direkt am Anfang des Pitches nennen die Gründer ihr Kapitalgesuch und die Höhe der Anteile, die sie bereit sind, abzugeben.

Praxis-Tipp: Hierbei sollten Kapitalgesuch, Unternehmensbewertung und Anteile in einem realistischen Verhältnis stehen. Zur Ermittlung des Firmenwertes ist es ratsamer, bereits investierte Gelder und erwirtschaftete Umsätze zugrunde zu legen, als von unrealistischen Planzahlen auszugehen. Bei der Festlegung der Prozente muss berücksichtigt werden, dass die Löwen nicht nur Geld sondern auch Netzwerk, Kontakte und Arbeitskraft investieren.

2. Der Kapitalbedarf ist nachträglich nicht mehr verhandelbar.

Der Kapitalbedarf sollte sich nach tatsächlich zu bewältigenden unternehmerischen Herausforderungen richten, also einen konkreten Verwendungszweck haben. Daher ist es logisch, dass er laut Reglement nicht verhandelbar ist. Zumindest nicht nach unten. Konkret lautet die Regel der Sendung: „Wenn ein Löwe nicht die volle Summe investieren will, muss ein weiterer überzeugt werden.“

In der Praxis gibt es seit jeher auch kleinere Cheats und Workarounds. Wenn ein Löwe der Meinung ist, der Kapitalbedarf sei zu hoch und kein anderer Löwe investieren möchte, kann er Teile des Investments als Sachleistung erbringen. Das kann sein:

  • Die Bereitstellung von Working Capital, also Geld, das nur bei Bedarf abgerufen wird. (div. Beispiele)
  • Eine Knüpfung von Ratenzahlung an bestimmte Voraussetzungen wie z.B. eine Patenterteilung (z.B. Solmove)
  • Eine Erbringung von geldwerten Marketingdienstleistung, Medialeistung oder Bereitstellung von Infrastruktur wie Büroräumen (z.B. Hiptrips)

In seltenen Fällen können Löwen und Gründer sich auch auf andere Firmenkonstrukte wie z.B. Ausgründungen einigen und somit formal einen komplett neuen Deal zuschließen (z.B. mycleaner).

Als weitere Einschränkung der Regel darf der Kapitalbedarf nach oben verhandelt werden. Die Löwen dürfen also mehr Geld bieten und die Gründer mehr Geld fordern, was in der Regel aber auch mit höheren Anteilen verbunden ist. Lediglich Nils Glagau hat sich einmal vertan und „aus Versehen“ 5.000 Euro zu ansonsten gleichen Konditionen oben drauf gepackt.

3. Die Firmenanteile sind verhandelbar

Diesen Part kennen wir sehr genau aus der Sendung. Während der Kapitalbedarf aus gutem Grunde fix ist, können die Löwen mit den Gründern sehr wohl über die Prozente verhandeln. Üblicherweise geht dies mit Zusagen über bestimmte Leistungen einher. Gute Gründer berücksichtigen den potenziellen Wert eines Löwen bereits im Angebot oder räumen sich zumindest Verhandlungsspielraum ein.

Nicht alle Zuschauer verstehen, dass sich der Firmenwert ebenfalls aus Investitionssumme und Anteilen errechnen lässt. Verlangt ein Gründer beispielsweise für 10 Prozent seines Unternehmens 100.000 Euro, ist das Unternehmen 100.000 / 10% = 1.000.000 Euro wert. Dies jedoch erst, wenn das Investment vom Unternehmen einverleibt wurde (Post Money). Zur Ermittlung des Wertes im Zeitpunkt des Angebotes (Pre Money) muss man nun die 100.000 Euro noch abziehen. Der Firmenwert beträgt also 900.000 Euro.

Durch die Verhandlung der Anteilshöhe verändert sich also auch der zugrunde gelegte Firmenwert, oder besser gesagt die Bewertung der Firma. Jedes Unternehmen ist nämlich nur so viel wert, wie jemand dafür zu zahlen bereit ist. Insofern sollte man nicht zu sehr auf seinen Firmenwert schauen.

Ab 25,1 Prozent der Anteile erhalten die Löwen rein rechtlich eine sogenannte Sperrminorität, haben also mehr Mitbestimmungsrechte bei wichtigen Firmenentscheidungen. Über 25 Prozent anzubieten bzw. abzugeben erfordert also Vertrauen der Gründer in die Löwen.

4. Deals dürfen jederzeit abgelehnt werden.

Auch das kennt man aus der Sendung. Die Teilnahme verpflichtet nicht dazu, irgendwelche Deals annehmen zu müssen. Am Ende ist es immer eine Abwägung von Chancen und Interessen des Gründers. Es kommt auch oft vor, dass Deals, die vor der Kamera geschlossen wurden, in der Nachverhandlung noch platzen. Sowohl Gründer als auch Löwen dürfen noch einen Rückzieher machen. Der Deal in der Sendung dient vor allem der Geschäftsanbahnung. Die Ausgestaltung und die genaue Prüfung des Unternehmens (Due Dilligence) folgt erst im Nachgang zur Aufzeichnung und kann sich noch Wochen hinziehen. Auch unterschiedliche strategische Vorstellungen zur Zukunft des Unternehmens können einen Deal noch vereiteln.

5. Die Löwen sind nicht verpflichtet, zu investieren.

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Das Regelwerk umschreibt dies als „Die Löwen sind keine Bank“. Die Investoren investieren ihr eigenes Geld und das tun sie dann, wenn sie für sich zu dem Schluss kommen, dass die Konditionen des Deals stimmen und die Unternehmensperspektive so ist, dass sie ihr Geld auf einen bestimmten Zeithorizont zurück bekommen („ROI – Return on Investment“). Das bedeutet auch, dass sie nicht verpflichtet sind, eine bestimmte Anzahl an Deals einzugehen oder bestimmte Summen zu investieren. Einige Löwen investieren häufiger und andere seltener.

6. Die Gründer sollten gut vorbereitet sein.

Diese Regel ist einerseits ein Selbstverständnis, andererseits nicht mehr als ein Idealbild des Pitches. Es macht als Gründer durchaus Sinn, sich alte Sendungen auf TV Now anzuschauen und sich mit den potenziellen Rückfragen der Löwen zu beschäftigen. Werden diese direkt im Pitch antizipiert und beantwortet, werden die Löwen dies gutheißen. In der Praxis ist aber niemand davor gefeit, mal etwas nicht zu bedenken oder aus Nervosität eine Zahl zu vergessen. Da hilft es nur, ruhig zu bleiben. Die Löwen sind auch nur Menschen und die meisten von ihnen waren vor der Teilnahme an der Sendung auch noch nie im Fernsehen.

7. Es gibt nur eine Chance

Anders als man dies vielleicht aus Castingsendungen oder von realen Verhandlungen kennt, gibt es bei DHDL nicht mehrere Runden. Es geht nicht ums weiter kommen in die nächste Runde, um sich den Sieg in der Sendung zu sichern. Es geht darum, die Löwen von sich zu überzeugen und mit einem Deal nach Hause zu gehen. Auch die Nachverhandlungen und der Due Dilligence Prozess werden üblicherweise nicht mehr mit der Kamera begleitet (Ausnahme le petit raisin in Staffel 1).

8. Beratungen sind erlaubt

Oft können oder wollen Gründer nicht alleine entscheiden, ob sie das Gegenangebot eines Löwen annehmen. So wie die Löwen sich zurückziehen und besprechen dürfen, so dürfen sich auch die Gründer eine kurze Auszeit nehmen, um gemeinsam im Team zu sprechen oder Gesellschafter, Geschäftspartner, Berater, Freunde oder Familie anzurufen. Auf Gegenangebote darf natürlich auch mit Gegenangeboten reagiert werden. Vielleicht gelingt so noch eine Annäherung mit den Löwen. Im schlimmsten Fall ziehen die bei einem Gegenangebot aber ihren Dealvorschlag zurück.

9. Der Pitch dauert solange er dauert

Der Schein des Fernsehens trügt. Wenn die Pitches auf acht bis zwölf Minuten zusammengeschnitten werden, erscheint das alles sehr kurz. In Wahrheit dauern die Aufzeichnungen aber viel länger. Bisher ist es noch nicht vorgekommen, dass sich jemand geweigert hat, die Höhle der Löwen zu verlassen, aber das Reglement besagt: „Es gibt kein Zeitlimit, denn schließlich geht es ums echte Geschäft.“ Der Pitch endet also erst, wenn alle Löwen ausgestiegen sind. Es ist öfters schon von sehr langwierigen Präsentationen und Verhandlungen von drei bis vier Stunden berichtet worden. Auch wenn am Ende viel von den Verhandlungen dem Schnitt und der Verdichtung zum Opfer fällt, werden die Pitches in verlauf und Ergebnis in aller Regel unverfälscht wiedergegeben.

Das alles kann man übrigens auch etwas komprimierter auf der offiziellen Seite von VOX nachlesen.

Dieser Artikel ist Teil der Sammlung häufig gestellter Fragen zur Sendung (FAQ).

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