Poison Pill

Als „Poison Pill“ oder „Giftpille“ bezeichnen die Investoren aus der Höhle der Löwen ein Abbruchkriterium, bei dessen vorliegen sie niemals in ein Startup investieren würden und wenn es ansonsten noch so gut wäre. Geprägt wurde der Begriff vor allem von Frank Thelen, hin und wieder verwenden aber auch andere Löwen ihn. Durch eine Poison Pill ist quasi der Brunnen vergiftet und der Deal stirbt sofort und auf der Stelle. Das kann in der Sendung passieren oder auch anschließend in die Due Dilligence-Prüfung. Eine Poison Pill ist in der Regel nicht heilbar.


Zum Höhle der Löwen Business-Lexikon


Die Top 5 „Poison Pills“ für die Löwen sind:

  1. Ein Lieferant oder Produzent hält Anteile am Unternehmen
  2. Das Gründerteam hat zu viele weitere Eisen im Feuer
  3. Gründer schütten sich in einer Frühphase bereits Gewinne aus
  4. Das Startup besitzt notwendige Patente nicht
  5. Das Startup ist Franchise- oder Lizenznehmer ohne ausschließliche Rechte

1. Ein Lieferant oder Produzent hält Anteile am Unternehmen

Um ein Unternehmen zu skalieren, muss dieses flexibel in der Auswahl seiner Geschäftspartner bleiben. Lässt bei einem Produzenten die Qualität zu wünschen übrig oder steigen die Preise an, ist kein fairer Wettbewerb mehr gegeben, wenn eine Abhängigkeit durch Exklusivität besteht. Auch wenn die Produktionskapazitäten vergrößert werden müssen, ist es nicht förderlich, dabei auf einen einzigen Partner festgelegt zu sein.

Wie kann man diesen Fehler verhindern? Idealerweise sollte man keine Firmen beteiligen, mit denen ein Kundenverhältnis oder von denen eine Abhängigkeit besteht. Gegebenenfalls sollte man mit dem Hersteller oder Lieferanten Vereinbarungen zu Szenarien treffen, in denen dieser dem Startup die notwendige Flexibilität erlaubt oder unter welchen Konditionen dieser bereit wäre, nicht mehr am Startup beteiligt zu sein, falls ein Löwe einsteigt. Davon muss man dann aber auch die Löwen noch überzeugen.

2. Das Gründerteam hat zu viele weitere Eisen im Feuer

Die Löwen wollen Gründer, die auf ihre Sache „committed“ sind. Durch ihren grenzenlosen Einsatz rund um die Uhr ist der Unternehmenserfolg gesichert. Sind Gründer nicht bereit, ihren Hauptjob aufzugeben, betrieben nebenbei Agenturen oder andere Startups gibt es immer einen Interessen- und Ressourcenkonflikt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gründer das Startup verlässt oder vernachlässigt und die Unternehmung scheitert steigt.

Wie kann man diesen Fehler verhindern? Wer bisher das Risiko der Selbstständigkeit gescheut hat, sollte bereit sein, diesen Schritt mindestens dann zu gehen, wenn der Löwe einsteigt. Nebentätigkeiten sollten aufgegeben oder soweit delegiert werden, dass man sich aus den operativen Geschäften zurückziehen kann.

3. Die Gründer schütten sich in einer Frühphase bereits Gewinne aus

Ein Startup darf eine Gelddruckmaschine sein. In der Frühphase sollte aber sämtliches Kapital im Unternehmen verbleiben, um dessen weiteres Wachstum zu gewährleisten. Entnimmt ein Gründer eingezahltes oder erwirtschaftetes Kapital frühzeitig, schädigt dies das Unternehmen, dem entsprechend weniger Geld zur Verfügung steht. Für die Löwen stellt sich damit auch die Frage, wozu fremdes Geld benötigt wird, wenn eigenes Geld vorhanden ist und ob der Gründer womöglich nicht mit ins Risiko gehen möchte.

Wie kann man diesen Fehler verhindern? Vom Startup sollte kein Gewinn abfließen. Eine akzeptable Ausnahme gab es in der Sendung bei Die Bademeisterei. Hier hatte der Gründer gute und nachvollziehbare Gründe.

4. Das Startup besitzt notwendige Patente nicht

Um sich vor Nachahmern zu schützen, sollten Startups an die rechtzeitige Anmeldung von Patenten und Gebrauchsmustern denken. Nicht alle Erfindungen und Produkteigenschaften sind aber schutzfähig und gelegentlich existieren kollidierende Patente, wodurch ein großes wirtschaftliches und rechtliches Risiko entstehen kann. Die Löwen fragen die Gründer beim Pitch daher sehr genau nach dem Vorliegen von Patenten. Es gab aber auch schon Fälle, wo die Gründer darüber im Irrtum waren, wie weitreichend ihre Erfindungen Patentschutz genießen. Ein aktueller Fall ist das Startup mit dem magnetischen Eyeliner CB.LASH.

Wie kann man diesen Fehler verhindern? Die Patentlage muss geklärt sein. Es sollte unbedingt ein Patentanwalt in Anspruch genommen werden. Spätestens nach dem Deal in der Sendung erfolgt eine Due Dilligence Prüfung, in der die Patentsituation von den Löwen durchleuchtet wird und Ungereimtheiten auffliegen.

5. Das Startup ist Franchise- oder Lizenznehmer ohne ausschließliche Rechte

Die Löwen investieren gerne in Ideen und Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen. Hat ein Gründer aber lediglich die Idee eines anderen Gründers lizensiert und sich die lokalen Marken- oder Vertriebsrechte gesichert, ist sein Geschäft zeitlich oder regional eingeschränkt und nicht mehr im Sinne der Löwen skalierbar. Dazu gehören auch genutzte Code- oder Softwarelizenzen bei Apps, technischen Plattformen oder Technologien.

Wie kann man diesen Fehler verhindern? Die rechtliche Lage für Lizenzen muss vor dem Auftritt geklärt sein und einer späteren Due Dilligence Prüfung standhalten.

Startups, die trotz einer dieser Poison Pills in der Höhle der Löwen vorsprechen, müssen sich von wütenden Löwen gegebenenfalls die Frage gefallen lassen, ob sie die Sendung noch nie geschaut haben.

Dieser Artikel ist Teil des Höhle der Löwen Business Lexikons / Glossars, einer Erklärung der wichtigsten Begriffe aus der Businesswelt und aus der Sendung.

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„Die Höhle der Löwen“

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